Gesamtschule Hohenlockstedt, 2007
Beton, Stahl, Farbe
Arthur Boskamp-Stiftung M1
Hohenlockstedt,
Gemeinde Hohenlockstedt

Fast wie im Märchen: Süßigkeiten liegen auf einem Schulgelände. Vier bunte übergroße Kegellollis mit farbigen Griffen, geformt zu unterschiedlichen Figuren. Wer hat diese hier vergessen oder ist man gar bei Alice im Wunderland? Süße Erinnerungen an die Kindheit werden wach. Auf den ersten Blick lockt die bunte, fröhliche Masse zum Probieren, doch schnell wird klar, dass die großen Lollis nicht echt sind.

Beim genaueren Betrachten handelt es sich um Skulpturen aus bemaltem Beton mit figürlichen Griffen aus Stahl. Der Interessierte erkennt einen Reiter, einen Fußsoldaten, einen Finnischen Jäger und einen gefallenen Soldaten der fiktiv begraben in der Erde ruht. Doch was machen Soldaten in Hohenlockstedt auf einem Schulgelände? Das KunstWerk LoLa, geschaffen von Michael Dörner, ist auf den zweiten Blick nicht nur farbig und lustig, sondern tiefgründig und mit der Geschichte des Ortes verbunden. Auf dem Schulgelände verweist Dörner auf den Umstand, dass es Hohenlockstedt ohne Soldaten nicht geben würde. Als Barackenlager für Gefangene im deutsch-französichen Krieg 1870/71 errichtet, entwickelte sich der Ort anschließend unter dem Namen Lockstedter Lager (LoLa) zu einem der größten Militärübungsplätze Deutschlands. 1915 wurden hier die „Finnischen Jäger“ ausgebildet, die wesentlich zur Befreiung Finnlands und dessen anschließender Selbstständigkeit beitrugen.

LoLa betitelt Ort wie Kunst und veranschaulicht eine Konstante in den Werken Dörners. Neben der Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Raumes, ist seine Aufmerksamkeit und Sensibilität auf die Gleichzeitigkeiten gerichtet, die diesen definieren. Seine künstlerischen Eingriffe können Möglichkeiten aufzeigen, Orte als Begegnungsräume zu gewinnen; auch für Bevölkerungsgruppen, die diesen Anspruch an den öffentlichen Raum nicht als selbstverständlich ansehen. Sie sind Angebote zum Erzählen alter und neuer Geschichten – Märcheneingeschlossen.

Simone Laubach, Museumsleitung Wenzel-Hablik-Museum, Itzehoe

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