Kunst im öffentliche Raum, Fleetplatz Neuallermöhe, Hamburg, 2004
25m x 4,90m x 4,70m
Stahlspindeln lackiert, Plexiglasspitzen illuminiert, Stahltreppen verzinkt,

Nicht zuletzt war das Fehlen der Türme im modernen Städtebau mit ein Grund dafür, dass Michael Dörner und Christoph Fischer für Allermöhe eben einen solchen ins Spiel brachten. Die Dominanz der Horizontalen unterbricht ihr Turm nun im Ortszentrum. Als ob jemand fremdes Terrain erobert hätte und zum Zeichen seiner Inbesitznahme einen Turm gebaut hätte. Aber ganz so simpel verhält es sich nicht. Denn Michael Dörners Turm beansprucht kein Terrain.

Und seine Farben rühren von keiner Fahne her. Offensichtlich sind sie bunten Zuckerstangen nachempfunden, den Leckereien von Jahrmarkt und Weihnachtsfest. Wenn hier also einer seine Fahne symbolisch gehisst hat, dann vielleicht ein Botschafter des Schlaraffenlandes. Ausgehend von seinem architektonischen Grundmodell aber besitzt der Turm keine symbolische Funktion. Er verkörpert, wenngleich in dreifacher Ausführung, einen Treppenturm, einen externen beziehungsweise außerhäuslichen Treppenaufgang, der in verschiedenen Höhen in das eigentliche Gebäude überführt. Hier aber leiten die Treppen um die drei Zuckerstangen in kein angrenzendes Gebäude über. Allein das Firmament empfängt die Besteiger in seinen unendlichen Weiten.

Der Verlust von symbolischen Turmbedeutungen heute hat seinen Vorteil. Statt in Türmen Hybris und Machtmanifestation zu sehen, können wir sie für unsere eigene Fantasie beanspruchen. Das ist auch das Angebot von Michael Dörners und Christoph Fischers Zuckerstangen-Turm: Denken Sie sich ihren eigen Teil, wenn Sie die einhundert Stufen nach oben steigen. Machen Sie sich ihren eigenen Reim beim Auf- wie beim Aufstieg auf Sinn, Bedeutung und Funktion dieses Turms. Ob es immer ein reines Zuckerschlecken wird, wie es die drei Masten sehr zum Missfallen der umliegenden Zahnärzte suggerieren, sei ihrer eigenen Turmerfahrung überlassen. Oder aber begnügen Sie sich ganz einfach mit der elementarsten Funktion dieses Turms als Aussichtsplattform, die ihnen die kleinen und großen Vororte von Allermöhe in einem beeindruckenden Panoramablick zu ihren Füßen legt.

Dr. Wolf Jahn

Entstanden mit freundlicher Unterstützung des Kokus e.V./ Kommunikations-und Kunstverein Allermöhe e.V. – www.kokus-projekte.de.

Bezirksamt Bergedorf, Freie und Hansestadt Hamburg

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